Interessen wahrnehmen

„Lobbyismus ist der Versuch der Einflussnahme auf Entscheidungsträger durch Dritte.“ (Wikipedia)

Für den Begriff Lobbying gibt es eine Vielzahl an Beschreibungen. Die Tätigkeit selbst ist facettenreich und es ist schwierig, sie mit einem Satz „auf den Punkt“ zu bringen. Die öffentliche Wahrnehmung ist nicht immer positiv – wenig schmeichelhaft wird sie vom mittelalterlichen „Hofschranzen“ abgeleitet. Liegt es an der Mediengesellschaft, die immer nur „Ereignisse“ vor den Vorhang holt – und/oder liegt es an uns Menschen bzw. an unserer Kultur, dass wir eher die negativen Beispiele abspeichern? Jedenfalls ist es mir ein Anliegen einige Aspekte aufzuzeigen, die Sie vielleicht veranlassen, Ihr Bild vom Lobbyisten gerade zu rücken. Es würde mich freuen …

Partizipative Demokratie

Wir leben in einer Demokratie und können unsere politischen Vertreter wählen; mit den Sozialpartnern haben wir in Österreich mächtige Interessensvertretungen ins Parlament. Aber nicht nur die Kammern, die Arbeitnehmer, Wirtschaft oder Bauern vertreten, oder die Gewerkschaft müssen die Interessen ihrer Auftraggeber wahren, auch Unternehmen, Organisationen und Gruppierungen wollen gehört werden. Ein Lobbyist fungiert als Sprachrohr, damit die Anliegen bei jenen ankommen, die die Entscheidungen treffen. Eine wichtige und verantwortungsvolle Funktion, damit Demokratie partizipativ gelebt werden kann!

Entscheidungen & Konsequenzen

Ein Volk oder eine Gruppe sollte doppeltes politisches Interesse haben – das am Endresultat, denn daraus werden Konsequenzen abgeleitet, und zuvor am Prozess, denn nur voreiner Entscheidung können Standpunkte und Meinungen noch geändert werden, die dann den Entschluss beeinflussen. Ein Lobbyist muss gründlich recherchieren, Daten, Fakten, Positionen und Folgeerscheinungen aus wählbaren Möglichkeiten aufzeigen und diese bei den Entscheidungsträgern verständlich machen. Er/sie ist die Verbindung, die Brücke zwischen zwei oder mehreren Parteien.

Interessen wahren

Die Kirche, Umweltorganisationen oder andere Verbände bringen gezielt ihr Interesse in den Meinungsbildungsprozess ein – direkt bei den Entscheidungsträgern oder über die Medien. Jedenfalls braucht es eine Strategie, wie verantwortliche Personen aufmerksam gemacht und auf sie eingewirkt werden kann. Da Politiker und Beamte nicht überall Spezialisten sein können, sind gut aufbereitetes Fachwissen und Argumente willkommen, um eine möglichst breite und objektive Basis zur Entscheidungsfindung vorliegen zu haben.

Wenn an dieser Stelle nicht die Interessen bzw. das Wohlwollen aller abgewogen wird, sondern Entscheidungen zugunsten von Nutzen einzelner Parteien fallen, dann kommt es zur optischen Schieflage, dann wird das Lobbying für persönliche Zwecke missbraucht.

Medien

Themen können auch über die Medien platziert werden. Mittels Pressemitteilungen, Fachartikel, Anzeigenkampagnen oder auch mit Leserbriefen kann die öffentliche Meinung beeinflusst werden bzw. Bewegung in Themen gebracht werden. Ist ein solches präsent, müssen sich auch Politiker damit auseinandersetzen und Stellung beziehen. Auf diesem Weg ist schon so manches Vorhaben gekippt, hat an Priorität gewonnen und wurde im Parlament behandelt.

Der frühe Vogel …

… Sie wissen schon – fängt den Wurm. Dass Entscheidungen anstehen, davon erfährt man oft erst, wenn das Ergebnis vorliegt. Ein Lobbyist muss sich daher sehr zeitig in den Prozess reklamieren, um involviert bzw. wirksam werden zu können. Dazu braucht es Beziehungen, die gepflegt werden wollen, um auf informellem Weg frühzeitig über Vorgänge und Vorhaben unterrichtet zu werden.