Die Abkürzung KLAR steht für Klimawandel-Anpassungsregion. Damit werden Regionen bezeichnet, welche in einem mehrjährigen Förderprogramm vom Klima- und Energiefonds unterstützt werden. Verschiedenste kommunale Maßnahmen zur Anpassung stehen im Vordergrund. Wasser spielt hier oft die wesentliche Rolle, und es geht dabei über die Themen Hochwasser oder Dürre weithinaus. Sehr gut lässt sich dies anhand der KLAR-Region Unteres Traisental & Fladnitztal im Herzen Niederösterreichs erklären.

Die niederösterreichische Modellregion arbeitet bereits seit 2010 in enger Kooperation mit dem österreichischen Klima- und Energiefonds im Bereich Klimaschutz und Energiewende zusammen. Mit Referenzprojekten wurden tolle Erfolge erzielt und die Gemeinden profitieren auch imagemäßig davon. Dies bildet die Grundlage für eine aktive Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung.  Seit 2017 nimmt die Region nun am Förderprogramm KLAR teil.

Die Landschaft dieser KLAR-Region zwischen St. Pölten und Krems ist durch den Unterlauf der Traisen geprägt und trotz der flachen Landes handelt es sich bei der Traisen bis zu deren Mündung in die Donau um einen Gebirgsfluss. Der vorhandene Schotterboden führt einen volatilen und vom Wetter abhängigen Grundwasserstrom. Die Wasserführung der Traisen liegt – abhängig von der Wetterlage – zwischen 0,5 m3/s und 600 m3/s. Beide Extreme sind eine Belastung für die Natur und haben Einfluss auf das tägliche Leben.

Durch die nun immer länger andauernden Perioden mit keinem oder geringen Niederschlag in der Region, sind die Auswirkungen auf den Grundwasserstrom im Unteren Traisental erkennbar. Dies belastet vorallem die ansässigen Menschen und deren Geschäftstätigkeiten. Noch scheint prinzipiell ausreichend Grundwasser vorhanden zu sein, doch die Gier danach steigt. Merkbar wird es vorallem in langfristigen Planungen oder den Überlegungen der Einzelnen über die bestehenden Wasserrechte und etwaige Nutzungsmöglichkeiten. Dies führt schon heute zu folgenden Fragestellungen:

  • Sollen bestehende Wasserrechte aufgehoben werden, wenn es andere wirtschaftliche Interessen gibt?
  • Darf der gerade gewonnene ökologische Anspruch an der Traisen wieder vernachlässigt werden, wenn der Mensch oder die Wirtschaft daraus einen Vorteil ziehen?

Schon die Fragenstellungen zeigen, wie wichtig jetzt die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Klimawandel-Anpassung ist. Die Begleitung dieser Prozesse durch staatliche Institutionen erscheint daher unbedingt notwendig und wird durch das KLAR-Programm praxisnahe und effizient erledigt.

Im Unteren Traisental schreitet der Klimawandel rascher voran als eigentlich zu erwarten war. So haben lokale Forstbetriebe bei eigenen Untersuchungen festgestellt, dass die Temperatur im Hochwald in den vergangenen 20 Jahren um rund 3°C angestiegen ist. Auch im für die Region typischen Weinbau gibt es einen immer massiveren Handlungsdruck zu beobachten.  In den letzten Jahren blieb der Niederschlag im Frühjahr aus. Dadurch leidet die Weintraube und dieser Stress kann zu einer ungenießbaren Notreife der Rebe führen. Die Winzer brauchen Wasser und müssen ihr Produkt vor Hitze schützen. Wasser muss zumeist mit Tanks gebracht werden. Woher dieses Wasser stammt ist eigentlich nicht bekannt. Noch fragt niemand.

Wenn einerseits der Niederschlag ausbleibt und andererseits Starkregen zu Überschwemmungen oder Hangwässern führen, dann wird der Leidensdruck für Bürgermeister riesig. Lösungen müssen her. Es scheint klar: Niederschlag muss dort bleiben, wo er anfällt. Dort wird er noch gebraucht werden.

Nach nun rund drei Jahren Arbeit in der KLAR-Region wird festgestellt, dass jeder Aspekt der Klimawandelanpassung mit Wasser zu tun hat. Wasser stellt entweder Herausforderung oder Problemlösung dar. Wasser hat in jedem Fall einen Wert, der je nach Bedarf und Menge negativ  oder positiv sein kann.

Die KLAR-Region organisierte eine dreitägige Think Tank  mit 45 Experten. Dabei kamen die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Wasser deutlich zu Tage. Die Kernaussage daraus lautet: Regionale Klimawandelanpassung kann nicht ohne eine wasserwirtschaftliches Strategiekonzept und ohne ein operatives Wassermanagement funktionieren! Der Wassereintrag, die Speicherung, der Wasserabfluss, sowie die Nutzung müssen in einem übergeordneten Rahmen unter Berücksichtigung lokaler Aspekte thematisiert und behandelt werden.  Diese Strategien sowie deren Kontrolle haben aber auf Gemeindeebene zu erfolgen. Nur so kann eine Bewusstseinsbildung von BürgerInnen und regionalen Akteuren einsetzen. Eine große Gefahr könnten zudem Rebound-Effekte mit einem noch höheren Wasserverbrauch darstellen. Sollte es uns nicht gelingen einen Wertewandel zu vollziehen, wird mit der höheren Bedeutung der Ressource Wasser auch der Bedarf bzw. die Verschwendung steigen. Dies lässt sich heute dort beobachten, wo Wasser knapp ist. So kennt man protzende Städte und Oasen wie Las Vegas, Dubai, Doha usw., wo Brunnen, Parks oder Golfplätze reichlich bewässert werden, um den eigenen Wohlstand zu zeigen.

Ein aktives Wassermanagement und eine davor festgelegte Strategie sollen hinkünftig solche typischen Prozesse vermeiden. Jedenfalls ist zu empfehlen, dass in der regionalen Klimawandel-Anpassung etwaigen Rebound-Effekten entgegen gewirkt wird!

In den drei Jahren KLAR-Region Unteres Traisental und Fladnitztal konnten bisher unter anderem die folgenden Erfolge erzielt werden:

  • Die Winzer haben eine Arbeitsgemeinschaft zur Bewässerung gegründet und versuchen soviel Wasser wie möglich zu speichern, um es später nutzen zu können.
  • Das letzte Stück des Hochwasserschutzes an der Traisen wird mit Herbst 2019 baulich begonnen.
  • Eine größere Anzahl an Drain-Garden-Projekten zur Vorort-Versickerung und Speicherung von Oberflächenwasser wurde umgesetzt und die Technologie wurde etabliert.
  • Es entstanden Grünflächen und Beschattungen in allen Gemeinden und es wird der Versiegelung entgegengewirkt.

Die KLAR-Region plant die Fortsetzung der Anpassungsstrategien für die kommenden drei Jahre und hofft dabei auf Unterstützung durch die Bundesförderstellen. Der finanzielle Hebel durch Bundesfördermittel ist ein wesentliches Argument zur Generierung von regionalen Budgets durch die Gemeinden. Zudem erhoffen sich die österreichischen Gemeinden mehr Aufmerksamkeit bei EU-Förderstellen und glauben durch die eigenen KLAR-Strukturen besser auf die Nutzung den EU-Mitteln vorbereitet zu sein.

Die Entscheidungsträger in der Region wissen, dass zukünftig alle Maßnahmen der KLAR-Region Unteres Traisental & Fladnitztal in Zusammenhang mit dem Medium Wasser stehen werden.